Nach einer knappen halben Stunde erreicht man das nordwestlich von Colle Val d’Elsa gelegene San Gimignano, eines der bekanntesten und stark frequentiertesten Touristenziele der Toskana. Es wird das ‚mittelalterliche Manhattan‘ genannt, weil die grandiosen, schon von weitem sichtbaren ‚Geschlechtertürme‘, eine einzigartige Kulisse darstellen.
San Gimignano – fotografiert aus der Gegend von Poggibonsi
Duomo di San Gimignano
Die Silhuette von San Gimignano
Piazza della Cisterna
Eingang zur Collegiata
Damals versuchten die reichen Adelsfamilien der Stadt, sich in der Höhe ihrer Türme gegenseitig zu übertrumpfen, um damit ihre Macht zu demonstrieren. Dies schien ihnen wichtiger zu sein als ein luxuriöses Leben, das in solchen Türmen natürlich nicht möglich war. Von den einst 72 Geschlechtertürmen existieren heute noch insgesamt 16.
San Gimignano war vormals ein wichtiger Handelsplatz, denn diese mittelalterliche Kleinstadt lag an der Frankenstraße, die vom Norden über Florenz nach Rom führt. Das Städtchen war, wie viele andere Gemeinden auch, in die Kämpfe zwischen Florenz und Siena im 13. und 14. Jh. verwickelt und fiel schließlich 1352 an Florenz. Vorher noch hatte Dante Alighieri als florentinischer Politiker versucht, die verfeindeten Parteien zu versöhnen. Cosimo I. de’ Medici entschied dann, keine Investitionen mehr für San Gimignano zu tätigen. Außerdem nahmen nun die Rom-Pilger den Weg durch das Elsa-Tal und so verarmte die Stadt und ist aus diesen Gründen heute einer der best erhaltenen Zeugnisse aus dem Mittelalter.
Die Silhouette von San Gimignano
Volterra
Glockenturm der Chiesa San Michele Arcangelo
Die Silhouette von Volterra
Volterra – 40 Minuten südwestlich von San Gimigano gelegen – ist seit jeher berühmt durch den Abbau und die Verarbeitung von Alabaster. Das Mineral zählt zu den Calciumsulfaten, ist quasi eine Gipsart – aber formbar und lichtdurchlässig. Es war schon den Etruskern bekannt, wurde in der Renaissance wiederentdeckt und wird bis heute für Gebrauchs- und Ziergegenstände verarbeitet und ist deshalb immer noch eine wichtige Einnahmequelle. Als ehemalige Etruskersiedlung thront Volterra inmitten einer waldlosen Hügellandschaft auf einem Bergrücken in 550m Höhe – mit herrlichem Blick in das Cecina-Tal.
Teatro Romano
Chiesa di San Michele Arcangelo
Kirche S. Francesco
Medici Festung mit
Torre del Porcellino
Palazzo dei
Priori
Dom Santa Maria Assunta
An die etruskische Zeit erinnern zwei Eingänge in die Altstadt, die Porta dell’Arco, durch die man heute noch die Altstadt betritt sowie die Porta Diana, die weit außerhalb der Stadt gelegen ist. Das Zentrum von Volterra wird geprägt durch ein mittelalterliches Erscheinungsbild rund um die Piazza dei Priori, dem aus dem 13.Jh. stammenden Palazzo dei Priori – der älteste erhaltene Kommunalpalast der Toskana – und dem prachtvollen Dom Santa Maria Assunta. Das ganze wird umschlossen von einer aus der gleichen Aera stammenden Stadtmauer. Viel älter noch, aus dem römischen Reich – 3. Jh. v. Chr. – ist das Teatro Romano, von dem noch große Teile erhalten sind. Im Osten, am Fuße einer Medici-Festung – der Fortezza Medicea – (heute ein Staatsgefängnis) wurde ein großer archäologischer Park angelegt mit Überresten von Tempeln, Zisternen und einer Burg aus etruskischer Zeit.
Von San Gimignano fährt man zurück zur Schnellstraße nach Florenz-Siena und dann am besten in Siena in das Parkhaus Il Campo. Danach kann man voller Vorfreude in dieses gotische Gesamtkunstwerk eintauchen: mit der Gesamtstruktur, den Plätzen, den Straßen, den Bürgerhäusern und Palästen, den Dom, wobei der Großteil der Gebäude aus dem 13. und 14. Jh. stammt. So auch die Piazza del Campo, sicherlich einer der schönsten Plätze in der Toskana und einer der bedeutendsten in ganz Italien.
Dom in Siena – Cattedrale di Santa Maria Assunta
Cattedrale di Santa Maria Assunta
Nach der Eroberung der Stadt durch Florenz 1559 entstanden fast keine neuen Bauten mehr. So blieb der mittelalterliche Baustil unverfälscht erhalten. Fast sämtliche Gebäude Sienas wurden aus Backsteinen erbaut, auch die Adelspaläste. Eine Ausnahme bildet das Prunkstück Sienas, der helle, mit Marmor verkleidete Duomo, eine absolute Augenweide und sicher einer der schönsten Kathedralen Europas. Im Jahre 1136 wurde dem Bürgerausschuss von Siena die Aufgabe erteilt, für die Erbauung des Domes zu sorgen. In der Folge wurde den Mönchen von San Galgano die Verwaltung des Bauwerks übertragen, die sie bis 1314 innehatten. Im Jahre 1284 wurde Giovanni Pisano mit der Errichtung der Fassade beauftragt. Der Blick verliert sich beim Anblick dieses prächtigen Kunstwerks in die vielen feinen Details. Vor allem im oberen Teil findet sich eine Fülle von Ornamenten, Statuen, Mosaiken und Skulpturen. Die gesamten Bauarbeiten für den Dom zogen sich bis 1348 hin.
Das Innere steht dabei dem Äußeren in Schönheit an nichts nach. Es ist von mächtigen marmorverkleideten Säulen in gestreiftem Dekor unterteilt. Über den Säulen reihen sich chronologisch die päpstlichen Häupter aus den Jahren 384-946. Die mit Flachreliefs ausgestattete Kanzel, mit Motiven aus dem Leben Jesu, ist ein Hauptwerk von Nicola Pisano (1268). Ihre Säulen ruhen auf zwei weiblichen und zwei männlichen Löwen. Der Boden der Kathedrale besteht aus kunstvoll gravierten Marmorplatten mit Intarsienarbeiten in Farbe und schwarz/weiß. Vom 14. bis ins 16. Jh. entstanden hier mehr als 50 Paneele, die den gesamten Fußboden bedecken.
Domfassade
Domportal
Blick von der Domgalerie
Das Wahrzeichen von Siena: Die kapitolinische Wölfin
Ihr heutiges Aussehen erhielt die Piazza del Campo im Jahre 1347: Sie breitet sich muschelförmig in der Senke der drei Hügel aus, auf denen Siena erbaut wurde. Um den Platz herum erhebt sich eine prachtvolle gotische Kulisse aus mittelalterlichen Palästen mit dem Palazzo Pubblico (dem Rathaus) mit seinem 102m hohen Torre del Mangia, der das Stadtbild von Siena schon von der Ferne aus allen Richtungen prägt.
Piazza del Campo vom Torre del Mangia
Piazza del Campo
Piazza mit Torre del Mangia
Blick von der Galerie des Domes auf die Piazza
Ausschnitt aus dem Gaia-Brunnen
Auf der höheren Seite des Campo befindet sich der Fonte Gaia (Brunnen der Freude), den Jacopo della Quercia von 1409-19 geschaffen hat. Seinen Namen bekam er, weil es bei seiner Einweihung zu großen Jubelstürmen kam, da es gelungen war, das Wasser über ein 25km langes Aquadukt in die Stadt zu schaffen, deren ewiger Wassermangel ein großes Problem darstellte.
Palio di Siena
Seit dem Mittelalter wird auf dem Campo 2x jährlich (2. Juli und 16. August) der Palio di Siena ausgetragen, bei dem in einem der härtesten Pferderennen der Welt, die heute 17 Contrate, also die Stadtteile Sienas, gegeneinander antreten. Es ist das Ereignis in Siena schlechthin und mehr als ein Volksfest, denn es erinnert an den jahrhundertelang zurück liegenden Sieg von Siena bei Montaperti über den großen Rivalen Florenz.
Piazza del Campo
In der Via del Porrione, einer Seitenstraße des Campo, befindet sich ein wunderbares Restaurant: die Osteria Le Logge. Man sollte unbedingt die einmalige Atmosphäre und das vorzügliche Essen an diesem Platz erleben. Es wurde von Gianni Brunelli gegründet, der leider schon verstorben ist und ein guter Freund von Otto Schily war, der das Vorwort zu einem Rezeptbuch von Gianni Brunelli geschrieben hat. Zum Unternehmen gehört auch das Weingut Gianni Brunelli in der Nähe von Montalcino, das hervorragende Rosso und Brunello di Montalcino produziert und verkauft.
Osteria Le Logge
Der Küchenchef in der Mitte
Alice-Vorspeise
Dolce
Die senesischen Landschaften
Die Provinz Siena besitzt wohl die berühmtesten Landschaften in der ohnehin schon einzigartigen Toskana. Im Norden die südlichen Hügel des Chianti – Colle Senesi – das Val di Mersi und das Val d’Elsa, im Westen die Colline Metallifere – Erzgebirge – und im Süden und Südwesten die Crete Senesi mit dem Val d’Arby und dem Val d’Orcia, bis hin zu den Hängen des Monte Amiata. Während die Gegenden im Norden von Siena sehr stark von den Hügeln und Wäldern des Chianti und den vielen malerischen Weinbergen geprägt sind, geht die Faszination im südlichen Teil der Provinz von den weiten, baumlosen und einzigartigen Lehmlandschaften aus.
Die berühmten historischen senesischen Orte sind heute die großen Touristenattraktionen der Toskana und in der ganzen Welt bekannt: Im Norden San Gimignano, Castellini in Chianti, Poggibonsi, Colle Val d’Elsa, Monteriggioni, Gaiole in Chianti, im Süden Buenconvento, Chianciano Terme,San Quirico d’Orcia, Pienza, Asciano, Montalcino, Montepulciano, um nur einige zu nennen.
Nimmt man sich die Zeit Muße und fährt abseits der Hauptstraßen über die strade biance durch das senesische Hinterland, kommt man mit unvergleichlichen Eindrücke aus einer paradiesischen Welt nach Hause. Und man wird süchtig, immer wieder dort hinzugehen.
Die meisten der senesischen Orte sind in dieser Website nochmals getrennt dargestellt.
Die Stadt Jerusalem (eigentlich Arezzo) aus dem Freskenzyklus von Piero della Francesca
Die SS73, die von Siena östlich Richtung Arezzo führt, ist kurzweilig, weil sie durch sehenswerte Landschaften führt, die sich gänzlich von denen nördlich von Siena unterscheiden: eine fast herbe Hügellandschaft, keine Wälder, nur ab und zu unterbrechen Zypressenreihen und Weinberge und einsam auf sanften Hügel thronende Bauernhäuser die gleichförmigen Getreidefelder.
Cappella Bacci in der Basilica San Francesco in Arezzo
Piero della Francesca
Piero della Franscesca – dem Kaiser Konstantin erscheint im Traum das Kreuz mit den Worten ‚in hoc signo vinces‘.
Arezzo und seine Umgebung ist geprägt von einem der größten Künstler der Renaissance: Piero della Francesca. Um das Jahr 1416 nördlich von Arezzo in San Sepolcro geboren, arbeitete er in Urbino, Ferrara, Rimini, Rom und Arezzo, wo sein bedeutendstes Werk Mitte des 16. Jh., der Freskenzyklus La Legende della Vera Croce (Die Legende des hl. Kreuzes), entstand, die in der Cappella Bacci in der Basilika di San Francesco zu sehen ist. Der Zyklus folgt im wesentlichen der Legende des Jacobus de Voragine (um 1270). Piero ordnete die Szenen jedoch nicht nach der zeitlichen Abfolge in der Legende an, sondern nach künstlerischen Gesichtspunkten. Sie erzählen die Geschichte von der Pflanzung des Baumes, der das Material für das Kreuz lieferte, vom sterbenden Adam über die Hinrichtung des Juda bis zur Rückführung des hl. Kreuzes nach Jerusalem.
Piero della Francesca zählte zu den hausragenden Vertretern der Frührenaissance. Seine Freskokunst erreichte eine nie zuvor dagewesene Dreidimensionalität, die sich mit seinem außergewöhnlichen Talent für Farbigkeit und dem Einbezug natürlicher Lichtverhältnisse verband.
Die Schlacht zwischen Heraklius und Chosroes
Die Anbetung und Prüfung des heiligen Holzes
Die Anbetung des heiligen Holzes
Mariä Verkündung
Begegnung von Salomon mit der Königin von Saba
Die Königin von Saba kniet vor der Brücke üb er den Fluss Siloe
Die Schlacht zwischen
Herakleios und Chosroes
Arezzo
Arezzo ist auch die Geburtsstadt zahlreicher toskanischer Persönlichkeiten, unter ihnen drei Größen der Renaisssance: der große humanisttische Dichter Francesco Petrarca (1304-1375), der berühmte Maler, Archtekt und Kunsthistoriker Giorgio Vasari so wie der gefürchtete Kritiker und Satiriker seiner Zeit Pietro Aretino (1492-1556). Sehenswert auch das Vasari-Museum im Geburtshaus des berühmten Sohnes der Stadt, das einen hervorragenden Überblick über das Schaffen dieses unsterblichen ‘Biographs der toskanischen Künstler-Genies’ gibt.
Von Arezzo kommt man nach einer halbstündigen Autofahrt nach Monterchi, wo man neben dem ‚Kreuzzyklus‘ in Arezzo und der ‚Madonna della Misericordia‘ in Sansepolcre ein weiteres großes Werk von Piero della Francesca bewundern kann: die ‚Madonna del Parto‘, die Mutter Gottes der Niederkunft.
Nun verlassen wir den nördlichen und mittleren Teil der Toskana und begeben uns in Richtung Süden, dessen Landschaften sich wieder sehr von den bisher gesehenen unterscheiden. Das zeigt sich schon bei der Ankunft in Montefollinico. Das ‚versteinerte‘, auf einem Hügel liegende Städtchen, bietet einen grandiosen Blick auf die Täler von Orcia und Chiana sowie auf das auf einem Nachbarhügel thronende Montepulciano.
Von Montefollonico fährt man auf Sicht, denn Montepulciano liegt auf einem schmalen Kalksteinkamm gegenüber Montefollonico am Rande des Chianatals. Das Städtchen ist mit 605m eines der höchst gelegensten der Toskana.
Am höchsten Punkt der Altstadt befindet sich die von grandiosen Renaissance-Palästen eingerahmte und zum Verweilen einladende Piazza Grande.
Palazzo Nobili-Terugi auf der Piazza Grande
Der Befestigungsring um die Stadt wurde 1511 nach Entwürfen Antonio da San Gallo d.Ä. im Auftrag von Cosimo I. errichtet. Montepulciano ist berühmt für seine Weine – den hervorragenden Vino Mobile di Montepulciano – , seine Feste und seine Musikveranstaltungen. Speziell im Juli ist sie wie im Rausch, weil neben dem Jazz- festival, das vom Jugendstil-Cafè ‘Poliziano’ ausgerichtet wird auch das Cantiere Internazionale d’Arte veranstaltet, das 1976 durch den deutschen Komponisten Heinz Werner Hinze ins Leben gerufen wurde. Und Ende August folgt dann das traditionelle Fassrennen, bei dem die acht Contrade (Srtadtteile) – vertreten jeweils durch zwei junge Männer – gegeneinander antreten und ein 80kg schweres Weinsfass den steilen Weg hoch zur Piazza Grande rollen müssen.
Die Einwohner von Montepulciano werden bis heute Poliziani genannt, nach dem berühmtesten Sohn der Stadt, Angelo Poliziano (1554-1594), Humanist, Dichter und Lehrer der Söhne von Lorenzo de’ Medici am Hof in Florenz. Vor den Toren der Stadt, unterhalb der Stadtbefestigung und weithin sichtbar, beeindruckt die aus gelbem Travertin gebaute wunderschöne Wallfahrtskirche Madonna di San Biagio, ein Spätrenaissancebau, ebenfalls von Antonio da San Gallo. die vielen Besucher.
Silhuette von Montepulciano
morgendliche Landschaft bei Montepulciano
Morgenstimmung in Montepulciano
Palazzo Comunale auf der Piazza Grande
Wallfahrtskirche ‚Madonna di San Biagio‘ vor Montepulciano
Die Kathedrale von Ammanati
der Palazzo Comunale
Blick ins Chianatal
CHIUSI
Östlich von Montepulciano, hoch oben auf einem Hügel erbaut, war Chiusi einst der Königssitz von Lars oder auch Laris iPorsenna, dem mächtigen Führer der etruskischen Förderation, der 506 v. Chr. Rom erobert haben soll. Die Stadt besitzt eine lange und aufregende Historie, so z.B. die Schlacht von Sentinum 296/295 v. Chr. zwischen Römern, Etruskern, Galliern und Umbriern. Wer sich für die etruskische Kultur interessiert, sollte sich Chiusi unbedingt ansehen. Unterhalb der Stadt kann man noch heute das sog.Labyrinth von Porsenna bestaunen, die ursprünglich als Wasserstollen dienten und später zu Verteidigungszwecken umgebaut wurden. Die Soldaten konnten über das Labyrinth die Stadt verlassen und dem Feind in den Rücken fallen. Auch das Grab des Herrschers soll sich nach historischen Aufzeichnungen unter der Stadt befunden haben.
Der Duomo – die Concattedrale di San Secondiano mit dem (verdecktem) Campanile auf der Piazza Duomo
Die umfangreiche Sammlung aus Ausgrabungen in Chiusi und seiner Umgebung im Museo Nazionale Etrusco gibt einen hervorragenden Einblick in die hoch entwickelte Kultur der Etrusker. Alljährlich findet Anfang Juli ein 3-tägiges Fest zu Ehren der Schutzpatronin von Chiusi, der hl. Mustiola, die im Dom begraben ist, statt, mit einer sehr beeindruckenden nächtlichen Prozession. Ihr gläserner Sarkophag steht im Dom.
Der unten abgebildete – 1000-jährige!! – mächtige Olivenbaum steht in der Nähe von Chiusi an dem 10km vom Zentrum entfernten Lago di Chiusi.
La Foce
Zwischen Montepulciano und Chiuso sollte man sich drei Sehenswürdigkeiten nicht entgehen lassen
Die wunderbaren Gartenlagen (nur mit Führung) der Villa La Foce mit Blick auf die Via San Bernardino und den Monte Amiata, und
Mittag- oder Abendessen im zu La Foce gehörenden und etwas unterhalb liegenden außergewöhnlichen Restaurant Dopolavoro – was so viel heißt wie ’nach der Arbeit‘.
Die ‚Via San Bernardino‘, eines der meist fotografieren Zypressenmotive der Toskana
Gartenanlage von La Foce
Blick von La Foce auf die ‚Via San Leonardo‘
Blick von La Foce auf Radicofani und den Monte Amiata
San Casciano dei Bagni liegt am Südhang des Monte Cetona im Chianatal an den Grenzen zu Umbrien und zu Lazio.
Der Sage nach wurde das mittelalterliche Städtchen mit seinem mächtigen, zinnenbewehrten Turm Castello Bologna von den Etruskern unter dem Namen Bagni Chiusini gegründet und später natürlich von den Römern benutzt. Denn es war und ist berühmt für seine Thermalquellen, denn in der Umgebung wurden im Lauf der Zeit 42 Quellen entdeckt, die zusammen täglich 5,5 Millionen Liter Thermalwasser – mit einer Durchschnitts-Temperatur von 40° – an die Oberfläche befördern. Viele der Quellen sind heute privatisiert.
Blick vom ‚Castello Bologna‘ in Casciano dei Bangi
Allerdings: ganz versteckt im Tal unterhalb San Casciano – vom Tourismus unberührt – kann man noch in den historischen Becken ein einsames Bad nehmen.
Auch San Casciano die Bagni war stark in die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Florenz und Siena involviert und musste öfter aufgrund der Machtverhältnisse den Herrschaftsbereich wechseln. Ab 1555 aber, nach dem letzten großen Krieg, kam es endgültig zum Großherzogtum Toskana.
San Casciano dei Bagni
Castello Bologna
Die historischen Thermen
Von Casciano
Blick ins
Chiana-Tal
Castello di Fighine
In den Wäldern nordöstlich von San Casciano dei Bangi thront in 605m Höhe das Castello di Fighine aus dem 11. Jh., von dem man einen spektakulären Blick auf das Val di Chiana und den umbrichen Apennin hat. Seine große historische Bedeutung verdankt es seiner strategischen Lage zwischen der Valle della Paglia und dem Val di Chiana. So war es immer im Mittelpunkt der Streitereien und Kämpfe der großen Familien dieser Zeitepoche (Visconti, Orsini, Papa, Medici) um die Kontrolle über diese Täler.
Das Kastell hat sich seine mittelalterliche Struktur mit viereckigen Türmen bis heute erhalten. Im Inneren befindet sich die Kirche des hl. Erzengels Michael sowie ein kleines privates Theater. Heute ist das Castello di Fighine ein Luxushotel mit einer anspruchsvollen Küche, die mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet ist.
Castello di Fighine
Agritourismo ‚Le Radici‘
Weniger luxuriös aber äußerst empfehlenswert, das ganz in der Nähe – einsam in den Wäldern – liegende Agriturismo Le Radici Natura & Benessere(www.leradiciagriturismo.it) von Alfredo Ferrari, ein Geheimtipp für Ruhe und gutes Essen suchende Gäste.
„Von Siena her gesehen ist der Monte Amiata eine gewaltige und zarte, aschgraue Form, die in die leeren und windzerzausten Räume einsinkt, die die Stadt umgeben…sein überaus hoher Kegel, dicht bestanden mit Buchen und ganz unten mit Kastanien, läuft aus in sanften und steil gekrümmten Abhängen, die in ihrer Bewegung Mulden und enge, tiefe kleine Täler formen, wo sich, bei Wasserreichtum, dichte, frisch sprießende Pflanzungen einschleichen, oder bei Trockenheit, Weinstöcke und Olivenhaine gedeihen.“
Mario Luzi – italienischer Lyriker und Essayist.
Der Monte Amiata, fotografiert vom Dom in Siena
Von San Casciano aus Richtung Westen über Ponte a Rico erreicht man auf einer kurvenreichen Strecke hoch oben den Monte Amiata. Das Amiata-Massiv bildet die Grenze der Toskana zu Umbrien und zum Latium. Der Gipfel des erloschenen Vulkans, die Vetta Amiata, liegt in 1738m Höhe und ist im Winter oft mit Schnee bedeckt. Man hat von hier oben einen fantastischen Ausblick auf die südliche Toskana bis hin zum Meer. Nicht nur optisch beherrscht der Monte Amiata diesen Teil der Toskana. In seinem Einzugsgebiet entspringen viele Bäche und Flüsse. Die wichtigsten sind Santa Flora und Vivo d’Orcia, die die Provinzen Grosseto, Siena Viterbi mit Wasser versorgen. Schlussendlich werden aus der Tiefe des Vulkans viele Thermalbäder der Gegend mit heißem Wasser gespeist: Die berühmtesten sind Casciano dei Bagni, Bagni San Filippo, Bangno Vignoni und Saturnia.
Der Monte
Amiata aus verschiedenen
Himmels-Richtungen
und aus verschiedenen
Gegenden
fotografiert
Gipfelkreuz auf dem Monte Amiata
Il Giardino di Daniel Spoerri
Il Giardino di Daniel Spoerri
Ganz im Süden der Toskana, zwischen Montalcino und San Qurico d’Orcia, zu Füßen des Monte Amiata bei Seggiano, hat der schweizer Objektkünstler Daniel Spoerri ein 16ha Stück großes Land in einen Zaubergarten verwandelt. Seit fast 20 Jahres ist diese einzigartige Sammlung von über 100 Skulpturen, zu denen zwischenzeitlich auch viele andere namhafte Künstler wie z.B. Eva Aepllie, Meret Oppenheimer, Karl Gerstner oder Luigi Mainolfi, einen Beitrag geleistet haben, nun schon für die Öffentlichkeit zugänglich. Viele der Kunstwerke sind in dem weitläufigen Gelände verstreut, sind oft verdeckt und müssen durch Waldstücke, Wiesenanlagen und Olivenhaine im warsten Sinne des Wortes erlaufen werden. Ein Pflanzenpfad ergänzt den Kunstrundgang, der mit 40 der bedeutendsten Kultur- und Wilfpflanzen der Region bestückt ist.
Man sollte für einen Rundgang mindestens 2-3 Stunden einplanen Danach oder dazwischen kann man sich in einem kleinen aber feinen Restaurant bei einer typisch tokanischen pranzo und einem guten Glas Rotwein belohnen. Daniel Spoerri ist 1930 geboren, Schweizer mit rumänischer Abstimmung und einer der bedeutendsten Vertreter der Objektkunst. Er ist nicht nur bildender Künstler sonder auch Tänzer und Regisseuer. Außerdem ist er Mitgründer der Künstlergruppierung Nouveau Réalisme und gilt auch als Erfinder der Eat-Art. Der Park ist von Ostern bis zum 31. Oktober geöffnet und bietet auch Übernachtungen in drei gepflegten Apartments an.
Vom Monte Amiata führt eine sehr kurvenreiche Strecke, vorbei an Castiglione d’Orcia, hinunter nach Bagno Vignoni. Dieses 3000 Jahre alte und schon den Etruskern und Römern bekannte Thermalbad liegt am Rande der traumhaften, sanft hügeligen Landschaften des berühmten und einzigartigen Val d’Orcia.
Gegend bei Bagno Vignoni – oben am Horizont Pienza
Obwohl im historischen Thermalbecken aus Gründen des Denkmalschutzes seit 1989 nicht mehr gebadet werden darf, wird man durch eine einzigartige Kulisse verzaubert: ein steinumrandetes Becken inmitten von historischen Gebäudekomplexen, in das aus tiefliegendem Vulkangestein heißes Schwefelwasser sprudelt. Einst angelegt von den Medicis, suchte hier schon der Arthritis-Patient Lorenzo der Prächtige de’ Medici Linderungen seiner Schmerzen. Von Bagno Vignoni oder vom nahe gelegenen Ort San Quirico d’Orcia kann man in alle Himmelsrichtungen in die idealtypischen Renaissance-Landschaften der Crete Sense oder der Crete d’Orcia aufbrechen, die in allen Zeiten Maler und Fotografen magisch angezogen und inspiriert haben.
Das Wasser kommt
von oben aus Bagno
Vignoni und fließt
über die Felsen nach
unten in die Orcia
Impressionen aus der Gegend von Bagno Vignoni und San Quirico d’Orcia
SAN QUIRICO D’ORCIA
Castiglione d’Orcia
Etwas oberhalb von Bagno Vignoni liegt San Quirico d’Orcia. Der Ort ist die 9. Station (von 10 in der Toskana) an der berühmten Via Francigena, der Pilgerstraße aus dem Norden von Italien nach Rom, die heute ein beliebtes Ziel für wandernde Touristen ist.
Romanisches Portal der Collegiata
Direkt an der alten Stadtmauer steht der ganze Stolz des Städtchens, die verwinkelte Chiesa Collegiata Santi Quirico e Giuletta, die 1080 der älteren Kirche aus dem 8. Jh. vorgebaut wurde. Sie ist dem Hl. Quricus geweiht, der im 3. Jh. im Alter von nur fünf Jahren – zusammen mit seiner Mutter – den Märtyrertod erlitt, weil er sich vor den Römern zum Christentum bekannt hatte. Besondere Beachtung verdienen die drei romanische Portale der Kirche und die auf Löwen stehenden Atlanten, die die Vorhalle der Kirche tragen und im 14. Jh. von Giovanni Pisano hinzugefügt wurden. Zwei weitere schöne Kirchen zieren den Ortskern: die Santa Maria Assunta, auch Santa Maria a Hortos gennant, und die Chiesa della Madonna di Vitaleta.
Im Zentrum erstrecken sich die Horti Leonini, eine berühmte Gartenanlage aus dem 16. Jh., die ursprünglich als Refugium für Pilger und Reisende angelegt war. San Quirico d’Orcia liegt auf einer Anhöhe über dem Val d’Orcia und man hat von hier aus nach unten ins Tal und nach oben über Castiglione dell’Orcia unendliche viele Möglichkeiten, die einzigartige Schönheit dieser toskanischen Ideallandschaft zu bewundern.
Gartenanlage Horti Leonini
Geschmückte Straße
Chiesa Collegiata Santi Quirico e Giuletta,
Oberhalb von Bagno Vignoni und San Quirico d’Orcia liegt dere über der Crete thronende, weithin sichtbare und zu Castiglione d’Orcia ( erstmals 714 geschichtlich erwähnt) gehörende Rocca d’Orcia.
‚Hier im sogenannten Sienesischen Hinterland ‚wurzelt der mystisch ekstasische Teil der sienesischen Seele‘.